Im Kampf gegen den Klimawandel ist die „Conference of the Parties“ (COP) ein zentrales Forum für globale Dialoge und Entscheidungen. Bei der COP 28 lag der Fokus auf den gemeinsamen Anstrengungen, die nötig sind, um Umweltprobleme anzugehen – ein Bereich, in dem FORLIANCE mit seiner Expertise in Forstwirtschaft, Klima und Nachhaltigkeit seine Spuren hinterlassen hat. Astrid Manciu, unsere Expertin für Markets, Policy & Guidance, vertrat FORLIANCE zusammen mit unserem Geschäftsführer Dirk Walterspacher und unterstrich unser Engagement für wirkungsvolle Klimastrategien.
Seit dem Pariser Abkommen hat die COP zunehmend an Bedeutung gewonnen, besonders im Hinblick auf die internationale Zusammenarbeit im Klimaschutz. Ein zentraler Punkt ist hierbei Artikel 6, der für Akteure im Voluntary Carbon Market (VCM) von großer Relevanz ist. Die Abschnitte 6.2 und 6.4 legen die Rahmenbedingungen für die internationale Kooperation zur Erreichung der Emissionsreduktionsziele, den sogenannten Nationally Determined Contributions (NDCs), fest. Diese Abschnitte sind besonders wichtig für Unternehmen wie FORLIANCE und leiten unseren Ansatz für Emissionsreduktionen und nachhaltige Entwicklung.
Bei FORLIANCE entwickeln wir umfassende und wirksame Lösungen für den Klimaschutz, die Biodiversität und das menschliche Wohlbefinden. Unsere Präsenz bei der COP 28 diente dazu, an diesen wichtigen Gesprächen teilzunehmen und unseren Partnern auf ihrem Weg zu Netto-Null-Zielen zu helfen sowie Wege zur Kompensation unvermeidbarer Emissionen durch naturbasierte Projekte aufzuzeigen. In diesem exklusiven Interview gibt Astrid Manciu Einblicke in die Feinheiten der Klimapolitik und die Dynamik der Märkte.
Dirk Walterspacher, Geschäftsführer von FORLIANCE, und unsere Expertin für Markets, Policy & Guidance, Astrid Manciu, nahmen an der COP 28 in Dubai teil. Astrid Manciu teilt ihre Erkenntnisse von der Konferenz.
Astrid Manciu: Bei der COP 28 gab es keine wesentlichen neuen Vereinbarungen, die den Voluntary Carbon Market (VCM) direkt betreffen. Die Akteure dieses Marktes verfolgen die Entwicklungen um Artikel 6 des Pariser Abkommens bei den COP-Sitzungen besonders genau. Dieser Artikel, insbesondere die Abschnitte 6.2 und 6.4, bietet wichtige Leitlinien für die freiwillige Kooperation zwischen Staaten zur Erreichung ihrer Emissionsziele, den sogenannten Nationally Determined Contributions (NDCs). Auch wenn diese Regelungen den VCM nicht direkt betreffen, haben sie einen großen Einfluss auf seine zukünftige Ausrichtung und mögliche Regulierungen.
Es gibt bereits erste Anzeichen dafür, dass sich Artikel 6, Compliance-Märkte und der Voluntary Carbon Market in Zukunft stärker annähern werden. Unabhängige Zertifizierungsstandards wie Verra und der Gold Standard passen sich zunehmend den Zielen des Pariser Abkommens an.
Einer der zentralen Punkte auf der Agenda war die erste globale Bestandsaufnahme, die sich erstmals mit der Reduzierung fossiler Brennstoffe befasste. Die finale Einigung war zwar moderater und rief zu einem „phasing down“ fossiler Brennstoffe anstelle eines kompletten Ausstiegs auf, dennoch wurde die zentrale Rolle naturbasierter Lösungen und die Wiederherstellung von Ökosystemen für die Minderung und Anpassung an den Klimawandel klar betont. Der abschließende Text hob zudem die Bedeutung von Marktmechanismen für das Erreichen des 1,5-Grad-Ziels und das Bekenntnis zu Netto-Null-Emissionen bis 2050 hervor.
Astrid Manciu: Die Ergebnisse der COP 28 führten nicht zu direkten Änderungen für Artikel 6.2 und 6.4, wodurch der Voluntary Carbon Market kurzfristig unverändert bleibt.
Während Artikel 6.2 auch ohne zusätzliche Texte operationell ist, kann Artikel 6.4, der UN-geführte Mechanismus, der den Clean Development Mechanism (CDM) ersetzen wird, seine Aktivitäten noch nicht aufnehmen. Diese Lücke könnte eine Chance für den VCM darstellen, insbesondere da beispielsweise Fluggesellschaften im ersten Schritt ab nächstem Jahr unter dem CORSIA-Rahmenprogramm entsprechend angepasste Carbon Credits kaufen müssen.
Trotzdem wurde dem Voluntary Carbon Market viel Aufmerksamkeit geschenkt, sei es durch den speziellen VCM-Tag oder beim hochrangigen Runden Tisch zum Thema "Unlocking High-Integrity Carbon Markets", den die COP28-Präsidentschaft veranstaltet hat. Dabei wurde die Notwendigkeit der Koexistenz von Kohlenstoffpreissystemen, Compliance-Märkten und qualitativ hochwertigen freiwilligen Kohlenstoffmärkten betont, da alle drei Mechanismen eine zentrale Rolle in der globalen Netto-Null-Transformation spielen können.
Am Ende der COP 28 gab es eine bemerkenswerte Ankündigung: Sieben EU-Mitgliedstaaten gaben eine gemeinsame Erklärung mit Empfehlungen für private Organisationen ab, die mit Carbon Credits aus dem VCM Claims erheben. Diese Initiative von Ländern wie Deutschland, Frankreich und den Niederlanden ist ein positiver Schritt zur Förderung des Engagements des Privatsektors im VCM und zur Nutzung von hochwertigen Carbon Credits, was Vertrauen aufbaut und die Angst vor Greenwashing-Vorwürfen reduziert. Die Botschaft ist klar: Wir brauchen vielfältige Finanzierungsquellen für Minderungstätigkeiten.
Astrid Manciu: Naturbasierte Lösungen sind entscheidend, um die Ziele des Pariser Abkommens zu erreichen. Ihre Bedeutung wurde in der globalen Bestandsaufnahme (Global Stock Take) bei der COP 28 klar hervorgehoben, bei der die Parteien die Wichtigkeit des Schutzes und der Wiederherstellung von Natur und Ökosystemen betonten. Dazu gehören Bemühungen wie das Stoppen und Umkehren von Entwaldung und Degradierung der Wälder bis 2030 und der Schutz der Biodiversität. Diese Maßnahmen sind nicht nur auf die Kohlenstoffbindung ausgerichtet; sie sollen auch widerstandsfähige Ökosysteme schaffen, die den Auswirkungen des Klimawandels standhalten können.
Astrid Manciu: Auch wenn es bei der COP 28 keine abschließenden Verhandlungen zu Artikel 6 gab, bietet Artikel 6.2 eine gewisse Flexibilität für Nationen, um bei einer Vielzahl von Aktivitäten, einschließlich des Schutzes und der Wiederherstellung von Ökosystemen, zusammenzuarbeiten. Der Entwurf für Artikel 6.4, der weiterhin umstritten bleibt, erwähnt Maßnahmen zur Erhöhung des Schutzes und zur Wiederherstellung von Wäldern. Allerdings steht eine Einigung über diese Punkte noch aus, und der Aufsichtsrat wird voraussichtlich weiter an Empfehlungen arbeiten, die bei der nächsten COP in Baku, Aserbaidschan, verabschiedet werden sollen. Diese Diskussionen deuten auf ein wachsendes Bewusstsein für die Bedeutung internationaler Kooperationen im Bereich Naturschutz und Wiederherstellung hin.
Astrid Manciu: Bei der COP 28 wurden mehrere Kooperationen bekanntgegeben, die darauf abzielen, ein integritätsbasiertes Netto-Null-Ökosystem zu schaffen. Zu den bemerkenswerten Initiativen gehört die Zusammenarbeit der Verified Carbon Market Initiative (VCMI), der Science-Based Targets initiative (SBTi), des Greenhouse Gas Protocol (GHG Protocol), des International Center for Voluntary Carbon Markets (ICVCM) sowie des Carbon Disclosure Project (CDP) und We Mean Business, um einen umfassenden Rahmen für die Integrität von Dekarbonisierungsmaßnahmen zu schaffen. Darüber hinaus kündigten Standardsetzungsorganisationen wie das American Carbon Registry (ACR), die Alliance for Responsible Travel (ART), das Climate Action Reserve, der Global Carbon Council, der Gold Standard und Verra's Verified Carbon Standard (VCS) ihre Verpflichtung an, enger zusammenzuarbeiten und Länder bei der Erreichung ihrer NDCs zu unterstützen. Diese Kooperationen sollen das Vertrauen und die Glaubwürdigkeit des Voluntary Carbon Market (VCM) stärken und den Privatsektor zu einem aktiven Engagement motivieren. Die Effektivität dieser Initiativen wird weitgehend von ihrer Umsetzung und dem anhaltenden Engagement der beteiligten Akteure abhängen.
Astrid Manciu: Das Scheitern einer Einigung zu Artikel 6 bei der COP 28 sollte den Privatsektor nicht entmutigen. Vielmehr spiegeln die verschiedenen Ankündigungen die wichtige Rolle von Märkten wider und die Notwendigkeit, Wälder in Klimaschutzlösungen einzubeziehen. Klarheit für Unternehmen im VCM bieten unter anderem die gemeinsame Erklärung von sieben EU-Ländern, die Empfehlungen für das Engagement des Privatsektors enthalten. Diese Erklärung sowie andere bei der COP 28 diskutierte Initiativen zeigen den Willen zur Kooperation und Verbesserung des VCM. Unternehmen, die mit umfassenden Leitlinien und Klarheit ausgestattet sind, sollten sich ermutigt fühlen, robuste Emissionsreduktionsstrategien zu entwickeln. Ich erwarte, dass die zunehmende Klarheit zu mehr entschlossenem Handeln im Sektor führen wird.
Astrid Manciu: Bei oder rund um die COP gibt es traditionell mehrere Ankündigungen zu Verbesserungen und Innovationen im Bereich der Carbon Credits. Eine bemerkenswerte Entwicklung war die Einführung der neuen REDD+ Methodologie von Verra, die darauf abzielt, das Risiko der Überzertifizierung zu minimieren, indem auf regionale Basislinien umgestellt wird. Dieser Wandel soll die Genauigkeit und Zuverlässigkeit der Bewertung von Carbon Credits erhöhen.
Auch der Integrity Council for the Voluntary Carbon Market (IC-VCM) macht Fortschritte und konzentriert sich darauf, hohe Standards für Integrität und Qualität im Kohlenstoffmarkt zu setzen. Sie arbeiten darauf hin, bis zum ersten Quartal 2024 die ersten Chargen von Carbon Credits zu genehmigen, die diese hohen Standards erfüllen, um den Käufern die Auswahl und Investition in hochwertige Zertifikate zu erleichtern.
Zudem wurden von verschiedenen Börsen Pläne angekündigt, standardisierte handelbare Verträge mit spezifischen Qualitätskriterien einzuführen. Diese Verträge sollen den Handelsprozess vereinfachen und die Integrität der gehandelten Carbon Credits sicherstellen.
Darüber hinaus sollte die laufende Arbeit an Artikel 6.4 des Pariser Abkommens nicht übersehen werden. Ihr Ziel ist es, einen glaubwürdigen internationalen Standard für die Kohlenstoffzertifizierung zu schaffen, der die Umweltintegrität wahrt. Dieser Ansatz ist entscheidend, um die Glaubwürdigkeit und Effektivität der Kohlenstoffmärkte insgesamt zu verbessern.
Astrid Manciu: Unternehmen, die in den VCM oder in naturbasierte Projekte investieren möchten, rate ich, sich frühzeitig zu engagieren. Verstehen Sie Ihre eigenen Emissionen, setzen Sie klare Reduktionsziele und definieren Sie, welche Art von Klimaschutzanspruch Sie anstreben – ob es sich um einen Kompensationsanspruch oder einen Beitrag handelt. Dies wird Ihre Projektwahl leiten. Der VCM entwickelt sich stetig weiter und hat seine Fähigkeit gezeigt, Minderungstätigkeiten zu finanzieren und gleichzeitig eine nachhaltige Entwicklung zu fördern. Engagieren Sie sich direkt mit Projektentwicklern und seien Sie transparent über Ihre Strategien, Ziele und Erfolge gegenüber Ihren Stakeholdern. Dieser proaktive Ansatz ist in einem sich schnell verändernden Markt unerlässlich.
Astrid Manciu: Im VCM erwarten wir eine deutliche Tendenz zur Integration verschiedener Märkte. Das bedeutet, dass Projekte, die unter unabhängigen Standards wie dem Gold Standard zertifiziert sind, sowohl für Compliance- als auch für freiwillige Zwecke genutzt werden könnten, sofern sie die notwendigen Anforderungen erfüllen. Diese Entwicklung wird eine diversere Nutzung von Carbon Credits ermöglichen.
Eine weitere bedeutende Veränderung wird in den Eigenschaften der Carbon Credits selbst liegen. Wir erwarten, dass Carbon Credits über die bloße Darstellung einer Tonne CO₂-Äquivalent hinausgehen und mehrere Merkmale aufweisen, wie z. B. "correspondingly adjusted", CCP-gelabelt, CORSIA-berechtigt oder als Reduktions- und Entfernungskategorien gekennzeichnet. Diese Komplexität könnte Käufer zunächst vor Herausforderungen bei der Auswahl der am besten geeigneten Carbon Credits stellen.
Es wird wahrscheinlich mehr Klarheit darüber geben, wie Unternehmen Carbon Credits in ihre Unternehmensstrategien einbeziehen können, wodurch das Risiko von Greenwashing-Vorwürfen minimiert wird. Immer deutlicher wird, dass Unternehmen zunächst ihren eigenen CO₂-Fußabdruck reduzieren und parallel externe Minderungstätigkeiten finanzieren sollten. Transparenz in diesen Strategien ist unerlässlich.
Für Unternehmen ist eine Strategie zur Klimawirkung unerlässlich. Es ist entscheidend, die sich verändernde Marktdynamik zu verstehen und eine verlässliche Versorgung mit Carbon Credits zu wettbewerbsfähigen Preisen sicherzustellen. Mit Blick auf 2024 bin ich optimistisch, dass der VCM weiter wächst und wesentliche Finanzierungen für innovative Projekte bereitstellt, die sowohl den Menschen als auch dem Planeten zugutekommen.
Astrid Manciu: Effektive Zusammenarbeit erfordert klare und ehrliche Kommunikation. Unternehmen sollten direkt mit den lokalen Gemeinschaften interagieren, die in Carbon Credit Projekten involviert sind, um deren Bedürfnisse und Bedenken zu verstehen und anzugehen. Ebenso wichtig ist es, sich bei Regierungen für politische Rahmenbedingungen einzusetzen, die private Investitionen in diese Projekte unterstützen. Dieser Ansatz stellt sicher, dass die Projekte nicht nur auf Carbon Credits abzielen, sondern auch reale Vorteile für Mensch und Umwelt bieten.
Lassen Sie uns gemeinsam Ihre Klimastrategie entwickeln und umsetzen!
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