FORLIANCE und Gold Standard launchen neue Methodik zur nachhaltigen Mangroven-bewirtschaftung mit Remote Sensing

September 03, 2024
Experteninterviews

Angesichts der zunehmenden Auswirkungen des Klimawandels ist der Schutz und die Wiederherstellung lebenswichtiger Ökosysteme dringender denn je. Mangroven, oft als „Hüter der Küste“ bezeichnet, gehören zu den effektivsten natürlichen Lösungen zur Bekämpfung des Klimawandels. Diese einzigartigen Ökosysteme schützen nicht nur Küstenlinien vor Erosion und Sturmfluten, sondern spielen auch eine entscheidende Rolle bei der CO₂-Bindung. Mangroven speichern bis zu zehnmal mehr Kohlenstoff pro Hektar als terrestrische Wälder. Diese Fähigkeit, sogenannten „Blue Carbon“ zu binden und zu speichern, macht sie unverzichtbar im globalen Kampf gegen den Klimawandel.

Angesichts der Bedeutung dieser Ökosysteme hat FORLIANCE in Zusammenarbeit mit Gold Standard eine wegweisende Methodik zur Mangrovenbewirtschaftung entwickelt und nun gelauncht. Diese neue Methodik soll sicherstellen, dass Mangrovenprojekte nicht nur effektiv bei der Kohlenstoffbindung sind, sondern auch langfristig nachhaltig und gerecht umgesetzt werden.

Um ein tieferes Verständnis für diese Initiative zu gewinnen, haben wir Ashwin Shailaja, Manager für Standardentwicklung und Innovation bei Gold Standard, sowie Karen Veridiano, Senior Managerin für Natural Climate Solutions bei FORLIANCE, interviewt. Beide leiteten die technische Entwicklung dieser Methodik.

Einblicke von Gold Standard

Warum war es aus Sicht des Standards notwendig, eine neue Mangroven-Methodik zu entwickeln?
A. S.: „Die Mission von Gold Standard ist es, den Fortschritt in Richtung Klimaschutz und nachhaltige Entwicklung für alle zu beschleunigen, indem wir Finanzmittel mobilisieren und ihre Wirkung maximieren. Mangroven sind ökologisch, wirtschaftlich und sozial äußerst wichtig und unterstützen die UN-Nachhaltigkeitsziele, was im Einklang mit unserer Mission steht. Mangrovenprojekte durften zuvor die Gold Standard-Aufforstungs- und Wiederaufforstungs-Methodik zur Reduktion und Bindung von Treibhausgasen anwenden. Es bestand jedoch das Bedürfnis nach einer eigenständigen Methodik für Mangroven-Ökosysteme, um alle Besonderheiten dieser Projekte zu berücksichtigen und eine effizientere Projektentwicklung zu unterstützen. Gold Standard hat außerdem spezifische Anforderungen für Blue Carbon und Süßwasser-Ökosysteme entwickelt, die bei der Entwicklung von Mangrovenprojekten eingehalten werden müssen. Die klare Abgrenzung der Mangrovenwiederherstellung von Landaktivitäten stellt sicher, dass die damit verbundenen Co-Benefits besser erfasst und berichtet werden können.“

Wie stellt diese Methodik eine genaue Überwachung und Berichterstattung der Kohlenstoffentnahme in Mangroven-Ökosystemen sicher?
A. S.: „Die Mangroven-Methodik folgt den etablierten Modalitäten zur Quantifizierung der oberirdischen Biomasse von Bäumen. Sie ermöglicht den Einsatz von Remote Sensing-Ansätzen, die mit vor Ort erhobenen Daten kombiniert werden. Dies ist besonders hilfreich in Fällen, in denen die Datenerhebung aufgrund schwer zugänglicher Standorte eine Herausforderung darstellt. Die Methodik berücksichtigt alle Arten von Emissionen, die aus dem Projektszenario resultieren, sowie mögliche Leckagen und bleibt daher konservativ. Bei der Quantifizierung des organischen Bodenkohlenstoffs (SOC) werden nur autochthone Kohlenstoffpools berücksichtigt. Dies stellt sicher, dass die berichteten Kohlenstoffentnahmen realistisch und konservativ sind.“

Was unterscheidet Mangroven-Ökosysteme von anderen Aufforstungs- und Wiederaufforstungsprojekten, und wie adressiert diese Methodik diese Unterschiede unter Berücksichtigung der Blue Carbon- und Süßwasser-Ökosystem-Anforderungen?
A. S.: „Mangroven-Ökosysteme sind oft schwer zugänglich, was die Erhebung von Bodendaten erschwert. Die Gold Standard-Methodik erlaubt daher die Anwendung räumlicher Analysen zur Ermittlung der oberirdischen Biomasse. Zudem unterscheiden sich die Emissionen und SOC-Pools in Mangroven. Zum Beispiel können durch Baggerarbeiten Emissionen entstehen, aber nur der organische Kohlenstoff, der aus dem Projekt stammt, sollte bei der Projektquantifizierung berücksichtigt werden. Diese Unterschiede werden in der Methodik berücksichtigt. Die Blue Carbon- und Süßwasser-Anforderungen legen spezifische Anforderungen für Minderungstätigkeiten in aquatischen Ökosystemen fest und stellen sicher, dass wesentliche Aspekte dieser Ökosysteme in den Methodiken und Projekten beachtet werden.“

Wie stellt Gold Standard die Glaubwürdigkeit und Zuverlässigkeit der durch diese Methodik generierten Carbon Credits sicher?
A. S.: „Gold Standard verfügt über einen robusten Überprüfungsmechanismus. Jedes Projekt durchläuft eine Vorprüfung, gefolgt von einer Entwurfsprüfung und einer Leistungsprüfung durch eine unabhängige Validierungs- und Verifizierungsstelle, eine Zertifizierungsstelle und das Gold Standard-Sekretariat, bevor ein Impact-Zertifikat ausgestellt wird. Gold Standard legt zudem großen Wert auf die Einbindung der Stakeholder, um die ordnungsgemäße Durchführung der Projekte sicherzustellen. Alle Projekte müssen den Prinzipien und Anforderungen, den Anforderungen an die Stakeholderkonsultation und -beteiligung, den Schutzprinzipien sowie den Gleichstellungsanforderungen und Richtlinien entsprechen. Dies stellt sicher, dass soziale und ökologische Schutzmaßnahmen, einschließlich der Gender-Aspekte, in allen Aktivitäten berücksichtigt werden. Das digitale SDG Impact Tool von Gold Standard wird mit dem Designprozess gekoppelt, um sicherzustellen, dass alle SDG-Auswirkungen gemeldet, quantifiziert und verifiziert werden.“

Wie begegnet Gold Standard den Herausforderungen bei der breiten Einführung dieser Methodik?
A. S.: „Gold Standard wird aktiv auf die Stakeholder zugehen, um die Methodik und die damit verbundenen Anforderungen zu erklären. In den kommenden Monaten werden Schulungswebinare stattfinden, um wichtige Stakeholder zu onboarden. Auf der Website von Gold Standard wurden FAQs veröffentlicht, die eine Reihe von Fragen abdecken. Darüber hinaus ist Gold Standard bereit, Fragen zur Anwendung der Methodik über den Help Desk zu beantworten (help@goldstandard.org.).

Kürzlich hat Gold Standard auf der Website „Gold Standard for the Global Goals“ ein neues Nature-based Solutions (NbS) Hub veröffentlicht, das Ressourcen, Tools und Vorlagen für Projektentwickler und Validierungs- und Verifizierungsstellen bereitstellt, die Projekte zur Emissionsminderung durch Forst- und Landwirtschaftsaktivitäten entwickeln und validieren möchten. Außerdem wird später in diesem Jahr ein Webinar zu naturbasierten Aktivitäten stattfinden, das die Bedeutung von Blue Carbon-Projekten für die Klimaschutzmaßnahmen thematisiert (weitere Details folgen).“

Wie hat die Expertise von FORLIANCE zur Entwicklung dieser Mangroven-Methodik beigetragen?
A. S.: „FORLIANCE spielte eine entscheidende Rolle als technischer Lead bei der Entwicklung der Mangroven-Wiederherstellungsmethodik von Gold Standard (GS). Ihre Expertise und Zusammenarbeit waren von großer Bedeutung für die Entwicklung der Methodik. Die Zusammenarbeit zwischen FORLIANCE und GS wurde sehr geschätzt. GS würdigt auch die Beiträge der Experten, die an der Entwicklung der Methodik beteiligt waren, einschließlich der Gutachter und Stakeholder.“

FORLIANCE’s Expertise: Fortschrittliche Methodik zur Wiederherstellung von Mangroven

Nach den Einblicken von Gold Standard gibt Karen Veridiano, Senior Managerin für Natural Climate Solutions bei FORLIANCE, ihre Perspektive zur technischen Entwicklung und Umsetzung der Mangroven-Wiederherstellungsmethodik. Karens Antworten heben die Rolle von FORLIANCE bei der Sicherstellung der Effektivität der Methodik und der Anwendung innovativer Ansätze hervor, um diese Projekte erfolgreich und nachhaltig zu gestalten.

Wie setzt FORLIANCE diese neue Mangroven-Methodik in seinen Projekten um?
K. V.: „FORLIANCE bewertet potenzielle Projekte, bei denen die Mangroven-Methodik angewendet werden kann, durch unseren Pipeline-Prozess. Zusätzlich zu den Anforderungen der Methodik legt FORLIANCE eigene, hohe Qualitätskriterien fest, die erfüllt sein müssen, um Projekte als umsetzbar einzustufen.“

Wie stellt FORLIANCE sicher, dass Stakeholder bei der Entwicklung und Umsetzung dieser Methodik einbezogen werden?
K. V.: „Die nachhaltige Mangroven-Management-Methodik basiert auf den bestehenden Schutzprinzipien und Anforderungen sowie den Gender Equality Requirements & Guidelines (unter anderem) von Gold Standard. Zusätzlich zu diesen Standardanforderungen verlangt die Methodik, dass Projektentwickler einen Multi-Stakeholder- und partizipativen Ansatz in verschiedenen Phasen des Projekts verfolgen, einschließlich der Identifizierung historischer Mangrovenbestände, der Bewertung der Ursachen für die Abholzung von Mangroven sowie der Ermittlung und Quantifizierung der SDG-Beiträge im sozialen und biologischen Kontext des Projekts.“

Welche Rolle spielen lokale und regionale Datensätze bei der Umsetzung dieser Methodik durch FORLIANCE?
K. V.: „Die nachhaltige Mangroven-Management-Methodik ermöglicht in Verbindung mit dem Multi-Stakeholder- und partizipativen Ansatz die Nutzung lokaler und regionaler Datensätze, wobei sichergestellt wird, dass Schutzmaßnahmen und Sorgfaltspflichten eingehalten werden, um robuste und glaubwürdige Daten zu gewährleisten. Die Methodik gibt Leitlinien und Schritte vor, um die Glaubwürdigkeit der Daten durch die Validierung der verwendeten Daten und Methoden sowie die Einhaltung der Anforderungen von Gold Standard zusätzlich zu den spezifischen Methodikanforderungen sicherzustellen.“

Welche innovativen Ansätze führt die neue Mangroven-Wiederherstellungsmethodik zur Biomasse-Bilanzierung ein, insbesondere unter Verwendung von Remote Sensing und Feldmessungen?
K. V.: „Die Hauptinnovation der nachhaltigen Mangroven-Management-Methodik ist der Einsatz ferngesteuerter Ansätze zur Messung und Überwachung der oberirdischen Baum-Biomasse.

Es gibt drei erlaubte Ansätze zur Bilanzierung:

  • Ansatz „Remote Sensing“: Regressionsanalyse zwischen vor Ort gemessener Biomasse und der Biomasseschätzung mittels Fernerkundung.
  • Ansatz „Feldmessung“: Vor-Ort-Messungen und standortspezifische Modelle.
  • Ansatz „Modelle“: Verwendung lokaler oder regionaler Datensätze und/oder Modelle (nur mit Validierung durch Vor-Ort-Messungen).“

Welche Maßnahmen ergreift FORLIANCE, um die langfristige Nachhaltigkeit und Effektivität der Mangroven-Wiederherstellungsprojekte unter dieser Methodik sicherzustellen?
K. V.: „Die Methodik umfasst die Bewertung der Ursachen für die Abholzung von Mangroven und beschreibt explizit die notwendigen Schritte, um sicherzustellen, dass das Projekt nicht nur Aufforstungsmaßnahmen durchführt, sondern auch die Ursachen der Abholzung angeht und überwacht. Diese Schutzmaßnahmen tragen dazu bei, das Risiko weiterer Abholzung während der Projektlaufzeit zu verringern. Darüber hinaus bietet der Multi-Stakeholder-Ansatz bei der Bestimmung der Klima-, Sozial- und Biodiversitätsauswirkungen des Projekts sowie der entsprechenden SDG-Beiträge zusätzliche Sicherheit für die langfristige Nachhaltigkeit und Effektivität des Projekts.“

Wie trägt diese Methodik in Verbindung mit der Expertise von FORLIANCE zur Weiterentwicklung naturbasierter Lösungen und zum Klimaschutz im Blue Carbon-Bereich bei?
K. V.: „Diese Methodik, die mit der Expertise von FORLIANCE entwickelt wurde, spielt eine entscheidende Rolle bei der Weiterentwicklung naturbasierter Lösungen und des Klimaschutzes, insbesondere im Bereich Blue Carbon. Durch die Integration technologischer Innovationen wie Remote Sensing zur Überwachung der Biomasse verbessert sie nicht nur die Transparenz und Genauigkeit der Kohlenstoffquantifizierung, sondern unterstreicht auch das Engagement von FORLIANCE, die Grenzen traditioneller Kohlenstoffmethoden zu erweitern.“

Welche Herausforderungen hat FORLIANCE bei der Entwicklung dieser Methodik bewältigt, und wie wurden diese gelöst?
K. V.: „Mangroven-Ökosysteme sind so einzigartig wie komplex. Diese Kombination aus terrestrischen und marinen Ökosystemen sowie die dynamische Natur der Mangroven stellte eine Herausforderung dar, die bei der Entwicklung der Methodik adressiert werden musste. Die verschiedenen Interessen und Perspektiven unterschiedlicher Stakeholder trugen ebenfalls zur Komplexität bei. Diese Herausforderungen erforderten Zeit und die Zusammenarbeit verschiedener Teams und Fachleute innerhalb von FORLIANCE, um sie zu lösen. Wiederholte Feedback-Schleifen waren zwar zeitaufwendig, aber unerlässlich, um die Methodik zu verfeinern und abzuschließen.“

Ein gemeinschaftlicher Schritt hin zu einer nachhaltigen Mangroven-Restaurierung

Die Entwicklung dieser Mangroven-Wiederherstellungsmethodik stellt einen bedeutenden Fortschritt im Bereich des blauen Kohlenstoffs und der naturbasierten Lösungen dar. Durch die Kombination der Expertise von FORLIANCE und Gold Standard haben wir einen Rahmen geschaffen, der nicht nur die einzigartigen Herausforderungen von Mangrovenökosystemen adressiert, sondern auch hohe Standards für Transparenz und Genauigkeit in der Kohlenstoffquantifizierung setzt. 

Planen Sie eine Investition in ein Mangroven-Klimaschutzprojekt oder möchten Sie Ihr eigenes Projekt umsetzen?

Planen Sie, in ein Mangroven-Kohlenstoffprojekt zu investieren oder ein eigenes umzusetzen? Sprechen Sie mit unseren Experten bei FORLIANCE. Wir helfen Ihnen gerne dabei, die Komplexitäten der Mangroven-Wiederherstellung zu meistern und sicherzustellen, dass Ihr Projekt einen bedeutenden Beitrag zum Klimaschutz und zur nachhaltigen Entwicklung leistet. 

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