Gleichberechtigung fördern in Vichada: Das Women’s Circle Project

October 06, 2025

Projekt-Updates

Das Vichada Climate Reforestation Project trägt seit 2006 die Gold Standard-Zertifizierung und zählt damit zu den ersten Projekten in Kolumbien, die zeigen, dass Klimaschutz auch sozialen Fortschritt fördern kann. In fast zwei Jahrzehnten wurden nicht nur Ökosysteme wiederhergestellt, sondern auch faire Arbeitsplätze geschaffen und neue Perspektiven für lokale Gemeinschaften eröffnet – insbesondere für Frauen.

Ein Beispiel dafür ist der Women’s Circle. Ursprünglich ins Leben gerufen, um auf die alltäglichen Herausforderungen der Frauen im Camp Las Bonitas zu reagieren, hat sich die Initiative zu einem Ort des Austauschs, des Lernens und der gegenseitigen Unterstützung entwickelt. Im Jahr 2025 wird das Programm mit einer strukturierten Reihe von Aktivitäten fortgeführt – mit dem Ziel, den Dialog, das Selbstvertrauen und die Zusammenarbeit unter den Frauen weiter zu stärken.

Warum das wichtig ist

In vielen ländlichen Regionen Kolumbiens haben Frauen nur begrenzten Zugang zu Bildung und Beschäftigung, was ihre wirtschaftliche und gesellschaftliche Teilhabe einschränkt. Fehlende Grundversorgung und formelle Arbeitsmöglichkeiten verstärken bestehende Ungleichheiten und erschweren es Frauen, aktiv an gemeinschaftlichen Entscheidungsprozessen teilzunehmen.

Auch in Vichada sind diese Unterschiede spürbar. Heute beschäftigt das Projekt 329 Mitarbeitende, darunter 97 Frauen – rund 30 Prozent. Dieser Anteil liegt zwar über dem nationalen Durchschnitt im ländlichen Raum, zeigt aber auch, dass es weiterhin gezielte Räume braucht, in denen Frauen ihre Fähigkeiten und beruflichen Perspektiven ausbauen können.

„Bei InverBosques sind etwa 30 Prozent unserer Mitarbeitenden Frauen“, erklärt Anna María Montoya Zalcága, Social Management Coordinator bei InverBosques, dem lokalen Projektpartner von FORLIANCE. „Viele von ihnen haben als Hilfskräfte begonnen und sind heute Assistentinnen oder Projektkoordinatorinnen. Sie haben Schulungen in Agroforstwirtschaft erhalten und das Selbstvertrauen entwickelt, mehr Verantwortung zu übernehmen.“

Community Leader Anna María Montoya Zalcága koordiniert die sozialen und gemeinschaftlichen Initiativen bei InverBosques, darunter den Women’s Circle.

Kompetenzen und Selbstvertrauen stärken

Der Women’s Circle ist Teil einer Reihe sozialer Initiativen, die von Anna Marías Team koordiniert werden. Eine davon ist das Programm „Abrazando el cambio“ (Embracing Change), das überwiegend von Frauen geleitet wird.

„Mehr als die Hälfte der Teilnehmenden sind Frauen“, berichtet Anna María. „Wir haben sie in Führungskompetenz, Projektentwicklung und Konfliktlösung geschult. Gemeinsam haben sie eine kleine Bibliothek sowie einen Raum für Freizeit und sportliche Aktivitäten aufgebaut – Projekte, die sie eigenständig geplant und umgesetzt haben.“

Neben diesen internen Aktivitäten unterstützt das Projekt auch die umliegenden Gemeinden – etwa durch Beiträge an eine Internatsschule mit rund 120 Kindern, durch Wasseraufbereitungsanlagen, den Ausbau des Internetzugangs und Schulungen in Honigproduktion und anderen nachhaltigen Einkommensquellen.

Der Women’s Circle

Der Women’s Circle wurde 2023 ins Leben gerufen – zunächst im Zusammenhang mit dem Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen. Ziel ist es, einen geschützten Raum zu schaffen, in dem Frauen miteinander ins Gespräch kommen, Erfahrungen teilen und sich gegenseitig stärken können.

„Wir wollten einen vertrauten Ort schaffen, an dem sich Frauen austauschen und ihre persönlichen und beruflichen Ziele weiterentwickeln können“, sagt Anna María. „Wir haben über Themen wie Menstruationsgesundheit, traditionelle Heilmethoden und die verschiedenen Formen geschlechtsspezifischer Gewalt gesprochen, die im Alltag vorkommen können.“

Bei jedem Treffen kommen Frauen aus unterschiedlichen Bereichen des Projekts zusammen, um Erfahrungen und Ideen auszutauschen. Die Sitzungen kombinieren praxisorientierte und kreative Ansätze wie Storytelling, Malen und Gruppendiskussionen. Themen sind unter anderem Selbstvertrauen, Durchhaltevermögen, Teamarbeit und Empathie.

Ansatz und Methoden

Der Circle folgt einem partizipativen Ansatz, bei dem die Teilnehmerinnen die Inhalte aktiv mitgestalten. Zu den typischen Elementen gehören:

Persönliche Geschichten und Zuhörrunden
Informelle Gespräche bei Kaffee
Gemeinsame Reflexionen mit Fotos, Kurzfilmen oder Leitfragen
Kreative Ausdrucksformen wie Collagen, Malerei und Mandalas

Durch diese Kombination aus Austausch und Kreativität können die Frauen persönliche und berufliche Themen auf zugängliche Weise bearbeiten.

„Es geht nicht um große Ergebnisse“, sagt Anna María, „sondern um kleine Schritte, die einen Unterschied darin machen, wie Frauen sich selbst sehen und miteinander umgehen.“

Erste Ergebnisse

Auch wenn sich der Women’s Circle noch in der Entwicklung befindet, berichten viele Teilnehmerinnen bereits von positiven Erfahrungen. Sie fühlen sich sicherer in ihrer Arbeit, besser vernetzt mit Kolleginnen und besser darauf vorbereitet, Herausforderungen zu bewältigen.

Darüber hinaus leistet die Initiative einen Beitrag zu übergeordneten Nachhaltigkeitszielen, insbesondere:

SDG 5: Geschlechtergleichheit – gleiche Rechte und Chancen für Frauen und Mädchen.
SDG 8: Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum – Förderung fairer und inklusiver Beschäftigung.

Ausblick

Der Women’s Circle wird 2025 mit regelmäßigen Treffen fortgesetzt, die sich auf persönliche Weiterentwicklung, Leadership und gemeinsames Handeln konzentrieren. Das Projektteam plant, die Geschichten, Gedanken und kreativen Arbeiten der Teilnehmerinnen in einer Publikation zu dokumentieren – um die Stimmen der Frauen festzuhalten, die die Zukunft ihrer Gemeinden in Vichada aktiv mitgestalten.