EU-Klimapolitik im Wandel: Was das für Corporate Sustainability Strategien bedeutet

August 28, 2025

Klimastrategie & Politik, Allianzen, Stellungnahmen

Die europäische Klimapolitik befindet sich im Umbruch. Die Green Claims Directive (GCD) liegt auf Eis, die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) samt detaillierter ESRS-Standards wird zurückgefahren, und mit dem Carbon Removal Certification Framework (CRCF) entsteht ein neues Regelwerk. Für Corporate Sustainability Manager bedeutet das weit mehr als reine Compliance: Es beeinflusst, wie Unternehmen ihre Klimaschutzmaßnahmen kommunizieren, Fortschritte offenlegen und Removals in ihre langfristigen Strategien integrieren.

Bei FORLIANCE arbeiten wir eng mit der International Emissions Trading Association (IETA) zusammen – der global führenden Wirtschaftsvereinigung für Carbon Markets. IETA ist im direkten Austausch mit EU-Entscheidungsträgern und setzt sich dafür ein, dass neue Regelwerke sowohl ökologische Integrität als auch wirtschaftliche Machbarkeit gewährleisten. Durch diese Partnerschaft unterstützt FORLIANCE Unternehmen dabei, politische Entwicklungen zu verstehen und ambitionierte sowie glaubwürdige Climate Strategies in Zeiten der Unsicherheit umzusetzen.

Green Claims, Unternehmens-Disclosure und Carbon Removals sind im EU-Regelwerk eng verwoben. Die Grafik veranschaulicht, wie die Green Claims Directive, CSRD/ESRS und das CRCF zusammenwirken und den Handlungsrahmen für Corporate Climate Action gestalten.

Green Claims Directive: Eine Pause, kein Ende

Die Green Claims Directive sollte Verbraucher:innen vor irreführenden Aussagen wie “carbon neutral” oder “climate positive” schützen, indem Unternehmen solche Angaben mit überprüfbaren Nachweisen untermauern müssen. Doch im Juni 2025 stoppte die Europäische Kommission die finalen Trilog-Verhandlungen und kündigte an, den Vorschlag zurückziehen zu wollen – aus Sorge vor Überlastung der rund 30 Millionen europäischen Kleinstunternehmen.

Zurück bleibt ein Regelungsvakuum. Unternehmen wollen ihr Climate Action kommunizieren – riskieren ohne klare EU-Regeln aber entweder Vorwürfe von Greenwashing oder betreiben aus Angst „Greenhushing“.

Die Position von IETA – die wir bei FORLIANCE teilen – zeigt einen pragmatischen Weg auf:

Die Richtlinie darf nicht aufgegeben, sondern muss überarbeitet werden – insbesondere sollten Verweise auf ESRS gestrichen werden.
Bis zum Erreichen von net zero sollten Unternehmen sowohl Emission Reduction Credits als auch Removal Credits für ihre Claims nutzen dürfen.
Nach Erreichen von net zero sollten nur noch Removals für unvermeidbare Restemissionen zulässig sein.
Sowohl nature-based als auch engineered removals, insbesondere solche, die im Rahmen des CRCF zertifiziert sind, müssen anerkannt werden.

Dieser Ansatz verbindet Glaubwürdigkeit mit Handlungsfähigkeit: Er stellt sicher, dass Claims belastbar sind, ohne Unternehmen davon abzuhalten, schon heute in Carbon Markets zu investieren.

CRCF: Mehr Integrität für Removals

Mit dem Carbon Removal Certification Framework (CRCF) schafft die EU erstmals ein Regelwerk für die Zertifizierung von Removals. Zunächst umfasst es technische Lösungen wie DACCS und Bio-CCS; nature-based Removals sollen folgen. Zwar können CRCF-Credits derzeit weder im EU ETS genutzt noch offiziell in Corporate Claims eingebunden werden, doch das Signal ist klar: Removals sind unverzichtbar für net zero.

IETA empfiehlt:

Methodologien, die Permanenz, Monitoring und Verifizierung sicherstellen.
Alignment mit globalen Frameworks wie Article 6 und ICVCM, um Marktfragmentierung zu vermeiden.
Interoperabilität mit EU-Systemen wie dem ETS-Register.
Einen klaren, praxisnahen Fahrplan für Entwickler, damit hochwertige Projekte schnell skalieren können.

Für Unternehmen heißt das: CRCF-zertifizierte Credits werden schon bald die integritätsstärksten Removals-Einheiten Europas darstellen. Vorausschauende Unternehmen sollten daher schon heute prüfen, wie Removals in ihre Climate Strategy integriert werden können.

CSRD und ESRS: Weniger Druck, gleiche Erwartungen

Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) sollte die Unternehmensberichterstattung deutlich erweitern. Doch 2025 reagierte die EU mit den Omnibus I & II Paketen auf Kritik: Schwellenwerte wurden erhöht, Fristen verschoben, Datenpunkte reduziert. Die ESRS-Konsultation im Juli 2025 schlägt sogar vor, die Pflichtangaben um über 50 % zu kürzen.

Das erleichtert Unternehmen die Umsetzung, mindert jedoch die Vergleichbarkeit und Transparenz auf EU-Ebene. Für Investor:innen, NGOs und Regulatoren bleibt die Erwartung nach glaubwürdiger Offenlegung bestehen – auch wenn das Gesetz kurzfristig weniger verlangt.

Die Empfehlung von FORLIANCE: Reduzieren Sie Ihre Ambitionen nicht nur, weil die Regeln es tun. Nutzen Sie den Spielraum, um Datenqualität, Materialitätsanalysen und interne Systeme zu verbessern. Unternehmen, die weiterhin transparent berichten – auch wenn sie nicht verpflichtet sind – werden für künftige Regulierung besser aufgestellt sein und sich als glaubwürdige Akteure positionieren.

Ausblick

Die Veränderungen in Brüssel spiegeln politische Spannungen wider: einerseits Entlastung, andererseits der Anspruch auf Ambition und Glaubwürdigkeit. Für Unternehmen bedeutet das: Die Anforderungen mögen sich ändern, die Erwartung an glaubwürdiges Climate Action bleibt bestehen.

Durch unsere Partnerschaft mit IETA übersetzt FORLIANCE diese Dynamik in handfeste Strategien. Wir helfen Unternehmen:

Credible Claims zu entwickeln, die heutigen und künftigen EU-Regeln standhalten.
High-quality Carbon Credits und Removals verantwortungsvoll zu integrieren.
Transparente Disclosure Practices aufzubauen, die über reine Compliance hinausgehen.

Kontaktieren Sie uns, um sicherzustellen, dass Ihre Claims-, Disclosure- und Removals-Strategien glaubwürdig, ambitioniert und zukunftssicher bleiben.