COP29 in Baku: Ein entscheidender Schritt für Klimamaßnahmen

November 14, 2024
Experteninterviews

FORLIANCE-Expertin Astrid Manciu gibt Einblicke in die zentralen Themen und Herausforderungen der COP29.

Die COP29 – die 29. Weltklimakonferenz der Vereinten Nationen – findet vom 11. bis 22. November 2024 in Baku, Aserbaidschan, statt. Diese Konferenz bildet einen wichtigen Meilenstein im globalen Klimaschutz, bei dem Vertreter aus aller Welt zusammenkommen, um gemeinsame Lösungsansätze und Strategien zur Erreichung der Pariser Klimaziele zu diskutieren.

Im Fokus der diesjährigen COP stehen die Finalisierung wichtiger Mechanismen des Pariser Abkommens sowie die Umsetzung von Maßnahmen zur Emissionsreduktion und Klimaanpassung. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf praxisnahen und inklusiven Klimaschutzmaßnahmen, die die Bedürfnisse der am stärksten vom Klimawandel betroffenen Gemeinschaften und Ökosysteme berücksichtigen.

FORLIANCE verfolgt die Entwicklungen in der Klimapolitik und auf den Märkten aufmerksam und erkennt die Dynamik, die zur nachhaltigen Entwicklung und Reduktion von Emissionen beiträgt.

In einem Interview gibt Astrid Manciu, unsere Expertin für Märkte, Politik und Richtlinien, Einblicke in die Fortschritte bei den Verhandlungen zu Artikel 6, deren Auswirkungen auf den freiwilligen Kohlenstoffmarkt und wie FORLIANCE sich für Qualität und Integrität in Klimaprojekten einsetzt. Diese Perspektiven verdeutlichen das Engagement von FORLIANCE, mit globalen Klimazielen in Einklang zu stehen und unsere Partner auf dem Weg zu einer kohlenstoffarmen Zukunft zu unterstützen.

Was erwarten Sie von den Verhandlungen zu Artikel 6 bei der COP29, und wie wird sich dies Ihrer Meinung nach von früheren Konferenzen unterscheiden?

Die COP-Präsidentschaft hat die Festlegung eines neuen globalen Finanzziels und die Verhandlungen zu Artikel 6 als ihre wichtigsten Prioritäten benannt.

Hinsichtlich Artikel 6 bin ich zuversichtlich, dass die Parteien in diesem Jahr nach dem Scheitern einer Einigung im letzten Jahr verstärkt an einem Konsens arbeiten werden.

Während frühere COPs hauptsächlich die Regeln für Artikel 6 festgelegt haben, liegt der Fokus bei der COP29 auf der Umsetzung und Operationalisierung. Technisch gesehen ist der UN-geführte Mechanismus zur Schaffung von Kohlenstoffzertifikaten, Artikel 6.4, seit Oktober in Kraft, nachdem der Aufsichtsrat beschlossen hatte, zwei Standards für die Methodikentwicklung und Aktivitäten mit Emissionsreduktionen einzuführen, ohne die Zustimmung der Parteien abzuwarten. Dies soll ein weiteres Scheitern der Verabschiedung vermeiden. Falls die Parteien in Baku Einwände erheben möchten, müssten sie sich auf eine gemeinsame Position verständigen, was jedoch unwahrscheinlich ist.

Obwohl der Mechanismus nun operationell ist, gibt es noch technische Fragen zu Genehmigungen (einschließlich Änderungen und Widerruf) und zum internationalen Register von Artikel 6.2, die geklärt werden müssen.

Nach neun Jahren Verhandlungen zur Verankerung der internationalen Kohlenstoffmärkte im Pariser Abkommen ist es an der Zeit, die Leitlinien in Baku abzuschließen. Das schafft Vertrauen bei Marktteilnehmern in Artikel 6 und gibt Investoren die notwendige Sicherheit, um die Finanzmittel für die Klimaziele des Pariser Abkommens bereitzustellen.

Welche Themen erwarten Sie, die bei der COP29 besonders im Fokus stehen werden, insbesondere im Hinblick auf freiwillige Kohlenstoffmärkte (VCM)?

Die freiwilligen Kohlenstoffmärkte (VCM) werden zwar nicht direkt in den Artikel 6-Verhandlungen geregelt, dennoch könnten einige Punkte auch hier von Bedeutung sein. Artikel 6 strebt eine höhere Integrität der Kohlenstoffmärkte an, was auch den VCM zur Einhaltung strengerer Standards bewegen könnte. Ein wichtiges Thema dabei ist die Autorisierung: In dem Land, in dem eine Emissionsreduktion oder -bindung durchgeführt wird, wird festgelegt, dass der Klimanutzen des Projekts von einem anderen Land, einem Compliance-System oder einem Unternehmen exklusiv genutzt werden darf. Um diese Nutzung transparent und nachvollziehbar zu machen, nimmt das Gastland entsprechende Anpassungen in seinem Treibhausgasinventar vor. Die genaue Vorgehensweise, der Zeitpunkt, Inhalt und mögliche Änderungen oder Widerrufe solcher Genehmigungen werden ein zentraler Verhandlungspunkt sein.

Für VCM-Projekte wie unsere ist dies zwar nicht obligatorisch, aber klare Leitlinien dazu könnten Projektentwicklern, die freiwillig entsprechende Anpassungen vornehmen möchten, Sicherheit geben.

Welche Veränderungen oder Regulierungen im freiwilligen Kohlenstoffmarkt verfolgen Sie aufmerksam, und wie könnten diese unsere Projektentwicklung und Prüfprozesse beeinflussen?

Eines der spannendsten und zugleich bedeutendsten Themen der letzten Jahre ist der Aufstieg von Qualitätsinitiativen. Der Integrity Council for the Voluntary Carbon Market (ICVCM) hat zehn Kernprinzipien festgelegt, die sogenannte Core Carbon Principles (CCPs), und bewertet nun die Methodiken unabhängiger Standards wie den Gold Standard daraufhin, ob sie diesen Anforderungen entsprechen. Zwar werden in der ersten Bewertungsrunde viele der alten Methoden nicht mehr zugelassen, jedoch machen die Standards große Anstrengungen, ihre Methodiken anzupassen. So bekommen Projektentwickler die Möglichkeit, ihre Projekte freiwillig auf CCP-konforme Methodiken umzustellen und die Integrität der Projekte zu steigern. Das bedeutet für uns, dass wir diese Kriterien in unsere Standardprozesse aufnehmen und zusätzliche Tests durchführen.

Wie begegnet FORLIANCE den Anforderungen an Integrität und Qualität der Carbon Credits und wie vermeiden wir Greenwashing-Risiken?

Bei FORLIANCE setzen wir uns dafür ein, die Qualität unserer Projekte kontinuierlich zu verbessern und den höchsten Standards gerecht zu werden. Von der Projektentwicklung bis zur Ausgabe der Carbon Credits integrieren wir zusätzliche Qualitätskriterien, die mit den Core Carbon Principles (CCPs) im Einklang stehen. Konkret:

  1. Wir analysieren die Qualitätsstandards von Integritätsinitiativen und Bewertungsagenturen sorgfältig, um die Entwicklungen frühzeitig in unseren Projekten abzubilden.
  2. Wir erhöhen unsere eigenen Qualitätsstandards und stellen sicher, dass unsere Projekte diese Standards nicht nur erfüllen, sondern – wo möglich – sogar übertreffen.

Qualität ist kein optionaler Vorteil mehr; sie ist der wesentliche Standard für die Zukunft. Gleichzeitig ist es uns wichtig, dass hohe keine unnötigen Hürden gut strukturierte und wirkungsvolle Projekte von der Umsetzung hindern.

Wie sehen Sie die Rolle von Co-Benefits wie Biodiversität und soziale Effekte im VCM? Erwarten Sie, dass COP29 Rahmenbedingungen einführt, um diese Kriterien messbarer oder verpflichtend zu machen?

Co-Benefits sind nicht nur ein kurzfristiger Trend, sondern ein unverzichtbarer Bestandteil des VCM. Tatsächlich waren sie der Grund, warum unabhängige Standards wie der Gold Standard ins Leben gerufen wurden – als Reaktion auf den Clean Development Mechanism (CDM), der als reiner Kohlenstoffmechanismus keine nachhaltigen Entwicklungsziele verfolgte.

Der Artikel 6.4-Aufsichtsrat hat bereits im Oktober vor COP29 das sogenannte SDG-Tool eingeführt. Seine Anwendung ist für A6.4-Projekte verpflichtend und konzentriert sich auf zwei Aspekte: Umweltschutz & soziale Sicherungen und nachhaltige Entwicklung. Es ermöglicht Projektentwicklern, schrittweise mögliche negative oder positive Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft zu bewerten und zu überwachen.

Dieses Tool ist eine große Chance, Standards in hochintegren Carbon Markets zu steigern und Klimaschutzmaßnahmen stärker mit den Zielen der nachhaltigen Entwicklung zu verbinden. So kann es voraussichtlich nicht nur den Compliance-Markt betreffen, sondern auch freiwillige und nationale Märkte prägen.

Welche Botschaft möchten Sie unseren Kunden, Partnern und Stakeholdern vor COP29 übermitteln, in Bezug auf das Engagement von FORLIANCE für nachhaltige Klimaschutzlösungen?

Für COP29 bleibt FORLIANCE fest entschlossen, nachhaltige Klimaschutzlösungen voranzutreiben. Unser gemeinsames Ziel ist es, die Erderwärmung zu begrenzen und eine nachhaltige Zukunft für kommende Generationen zu sichern. Dekarbonisierung ist eine dringende Priorität, und es ist essenziell, dass wir uns auf diesem Weg gegenseitig unterstützen.

Wir begrüßen die Fortschritte in den internationalen Klimaverhandlungen, insbesondere bei der Finalisierung der Leitlinien zu Artikel 6. Klare und konsistente Rahmenbedingungen schaffen das nötige Vertrauen und die Stabilität, um Investitionen in effektive Klima-, Umwelt- und Sozialprojekte zu lenken. Gemeinsam können wir positiven Wandel beschleunigen und einen nachhaltigen, bleibenden Beitrag für unseren Planeten und die Gesellschaft leisten.

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